Der Verband der Einzelhändler ist in diesem Jahr nicht mit den Umsätzen zufrieden. Man läge weit hinter den Erwartungen und fürchtet, die in den Regalen verbliebenen Artikel zu Jahresbeginn verramschen zu müssen. Die aktuelle Situation, politische Entscheidungen und das Angebot der Internet-Händler seien schuld, dass der stationäre Handel so schlechte Zahlen schreibt.

Vielleicht liegt es aber an etwas vollkommen anderem. Vielleicht würde eine Änderung des Sortiments eine Umkehr bringen.

Was wäre, wenn man sich statt materiellen Dingen anzubieten, auf anderes, auf ideelles besinnt? Aber wie verkauft man Hoffnung und Zuversicht? Darf Hoffnung überhaupt verkauft werden? Wie kann Vertrauen und Lernbereitschaft abgewogen und verpackt werden? Was braucht es, um den Konsum von geistiger Nahrung zu steigern?

Während uns die Welt um die Ohren fliegt und wir uns mit immer schneller transportierten Nachrichten, Gerüchten und Spekulationen beschäftigen, liegt die Versuchung nahe, all dies mit Konsum zu deckeln. Wir kaufen, um zu vergessen. Wir kaufen, nicht weil wir etwas wirklich benötigen, sondern, um uns von all den beängstigenden Geschehnissen auf der Welt abzulenken. Ein Schutzmechanismus, der zwar verständlich, jedoch völlig unbrauchbar ist um gesund zu bleiben. Man hat dann ein paar Schuhe mehr im Schrank, ein weiteres Auto in der Garage stehen, aber die Situation, die uns so beängstigt, ist unverändert. 

Könnten wir doch bloß irgendwo ein Päckchen Zuversicht kaufen. Eine kleine Menge würde schon ausreichen, um dieses unangenehme Gefühl in der Magengegend loszuwerden. 

Aber Zuversicht ist ausverkauft. Schon lange. Ob sie überhaupt noch produziert wird? Und von wem?

In einer Welt, in der es alles zu kaufen gibt, ist Zuversicht zur Mangelware geworden. Dabei bräuchten wir sie gerade jetzt ganz dringend. 

Findige Geschäftemacher haben das ebenso bemerkt und bieten auf allen möglichen Kanälen Hoffnung an. Sie nennen sich Kirche, sie nennen sich Partei, sie nennen sich Alternative, sie nennen sich Freiheitskämpfer. Die einzige Hoffnung, die sie dabei haben, ist ihre eigene. Sie hoffen auf schnelles Geld und auf Macht. Wirkliche Zuversicht, also jene, die ihren Kunden ein friedlicheres Leben bieten könnte, haben sie nicht im Angebot. Aber das merken die Kunden meist viel zu spät.  Erst wenn sie unter Tränen all ihre Hoffnungen auf Besserung begraben haben, erst dann merken sie, dass Zuversicht nicht käuflich ist.

Hoffnung und Zuversicht kann man nicht kaufen. Verkaufen darf man sie schon zweimal nicht. Wer Hoffnung gegen Geld eintauscht ist meist ein Lügner und Heuchler.

Gibt es denn keine Hoffnung für die Hoffnung? Wie kann sie dann geteilt und vervielfältigt werden? 

Hoffnung und Zuversicht sind Gaben. Man kann sie verschenken. Wer sie ohne Hintergedanken teilt, nährt sie gleichzeitig und nimmt seinen Mitmenschen den Druck in der Magengegend. 

Hoffnung und Zuversicht wachsen im Inneren. Sie sind erst klein und zerbrechlich, können mit der Zeit jedoch zu unglaublichen Veränderungen führen. Wer schon einmal eine schwierige Situation gemeistert hat, der weiß, wie sich Zuversicht anfühlt. Zuversicht gründet sich auf den eigenen Stärken und dem Wissen um die eigenen Schwächen. 

„Aber das ist doch anstrengend und zeitraubend!“ mag jetzt vielleicht der eine oder andere einwenden. Ja, genau. Das ist es. Deshalb gibt es ja auch so wenig Zuversicht. 

Wir kaufen lieber Zeugs oder glauben den Leitsätzen von Anderen und ersticken unsere eigenen Hoffnungen im Keim. In der Folge werden wir dann immer unzufriedener, nörgeln an allem und jedem herum und schreien nach Veränderung. 

Wer sich allerdings die Zeit nimmt und sich überlegt, welche Hoffnungen er oder sie eigentlich hat,   der wird reich belohnt. Wenn man nachdenkt, trennen sich schnell die Luftschlösser und naiven Hoffnungen von jenen, die umsetzbar sind. Man wird sich im Laufe der Zeit seiner selbst sicherer. Darauf begründet sich dann die Zuversicht.

Nicht ALLES wird gut, aber jenes, auf das man vertraut.

Es gibt also doch Hoffnung. Sie ist individuell und gleichzeitig exponentiell. Je stärker sich die Hoffnung verbreitet, desto größer die Zuversicht.

Vielleicht ist die Zuversicht doch nicht ausverkauft. Vielleicht liegt sie zur Zeit einfach irgendwo ganz hinten, leicht angestaubt im Regal.

Machen wir uns doch auf, sie zu suchen. Pusten wir vorsichtig den Staub ab, geben ihr ein warmes und sonniges Plätzchen und warten ab, ob sie sich vergrößert. 

Das jedenfalls, ist meine ganz private Hoffnung.

Text. A. Müller